Im zweiten Satz bringt Bonhoeffer eine auch heute anzutreffende kirchliche Haltung auf den Punkt:
„Die glaubenslose Welt spricht: Die Kirche ist tot, laßt uns ihr Leichenbegängnis feiern mit Reden und Konferenzen und Resolutionen, die ihr alle Ehre antun.
Die glaubenslose Welt voller frommer Illusion spricht: Die Kirche ist nicht tot, sie ist nur schwach und wir werden ihr mit all unserer Kraft dienen und ihr wieder aufhelfen. Der gute Wille allein tut es, laßt uns eine neue Moral machen.
Der Glaubende spricht: Die Kirche lebt mitten im Sterben, allein weil Gott sie aus dem Tode zum Leben ruft, weil er gegen uns und durch uns das Unmögliche tut, – so willen wir alle sprechen.“
Auszug aus dem Vortrag von D.B., „Die Kirche ist tot!“, gehalten auf der internationalen Jugendkonferenz in Gland 1932, Nachdruck in: Theologische Beiträge 47, 4/2016, 231–235 (dort weitere Quellenbelege, Zitat von S. 232).